Lehrveranstaltung im Sommersemester 2021

HS: Kontakt – Emotion – Erfahrung. Perspektiven auf die iberische Chronikliteratur; Dr. Dirk Brunke

Seit den Unternehmungen Heinrich des Seefahrers (1394-1460) sind die iberischen Monarchien Vorreiter in der europäischen Expansion nach Übersee. Das Schrifttum, das in der Expansionszeit etwa bis zum Ende des 17. Jahrhunderts entstanden ist, steht seit langer Zeit im Fokus der kulturwissenschaftlichen Forschung. Neben der interkulturellen Hermeneutik bzw. der sogenannten Imagologie, bei der die Frage nach der Vorstellung der Fremde(n) diskutiert wird (siehe die wegweisenden Studien von Todorov, La conquête de l’Amérique, 1982, und Greenblatt, Marvelous Possessions, 1991), sind in der Forschung neben diesen Fragen zum Kulturkontakt zudem folgende Perspektiven diskutiert worden: die fließenden Grenzen zwischen Fakt und Fiktion; die Legitimationsverfahren, die die Autoren einsetzen, um die Eroberung und Missionierung zu rechtfertigen.
 
In diesem kulturwissenschaftlichen Seminar wollen wir uns dem spanischen und portugiesischen Schrifttum der Expansionszeit zunächst über diese bekannten Forschungsfragen nähern. Im Zentrum sollen jedoch zudem zwei bisher nur wenig beachtete Themen stehen, die in gemeinsamer Lektüre entsprechender Theorietexte sowie dessen Anwendung auf die Chronikliteratur erarbeitet und diskutiert werden: Inwiefern bildet sich in den Schriften ein spezifisch frühneuzeitlicher Erfahrungsbegriff aus? Welche Rolle spielen Emotionen im Hinblick auf den Kulturkontakt? Neben dem Kolumbusbrief und den Briefen des Hernán Cortés werden dabei der Bericht des A. Pigafetta über die Magellan-Expedition sowie Leonardo Argensola: Conquista de las Islas Malucas besprochen.

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